In der Schweiz gehören immer weniger Menschen einer Religion an. Auch der Anteil der Bevölkerung, der religiöse Praktiken ausübt, nimmt weiter ab. Religion oder Spiritualität spielen aber weiterhin für die Mehrheit der Bevölkerung eine Rolle. Dies zeigen erste Ergebnisse der Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur des Bundesamtes für Statistik. SRF-Religionsredaktorin Nicole Freudiger erörtert die wichtigsten Erkenntnisse der Studie.

Was sagen die neuen Zahlen konkret?

Haben Sie im letzten Jahr einen Gottesdienst besucht? Das wollten die Statistiker des Bundes wissen. Nein, sagten fast die Hälfte der Befragten. Vor zehn Jahren gaben noch zwei Drittel an, mindestens einmal im Jahr in die Kirche zu gehen. Deutlich abgenommen habe auch der Glaube an Gott oder eine höhere Macht: 62 Prozent der Befragten haben Zweifel, dass Gott überhaupt existiert – oder sind überzeugt, dass es keine höhere Macht gibt. Vor zehn Jahren waren es erst 54 Prozent. Besonders augenfällig: Bei der sonst religionsaffinsten Gruppe, den über 65-Jährigen, haben die Zweifel besonders stark zugenommen, nämlich um 14 Prozent.

Wo spielt die Religion überhaupt noch eine Rolle?

Gut 56 Prozent aller Befragten gaben an, dass Religion beziehungsweise Spiritualität in schwierigen Momenten des Lebens Halt gibt, bei den Frauen waren es sogar 63 Prozent. Ebenso sieht es bei einer Krankheit aus: mit 52 Prozent. Dicht dahinter, und deutlich überraschender: Beim Umweltschutz und dem Verhältnis zur Natur sind die Befragten offenbar ebenfalls religiös geprägt: Für 49 Prozent spielt die Religion bei der Einstellung zu Natur und Umwelt eine wichtige Rolle. Und: Immerhin knapp 53 Prozent der Befragten gaben an, regelmässig zu beten, davon knapp 40 Prozent mindestens einmal pro Monat. Aber: Auch hier sind die Zahlen rückläufig.

Weshalb wenden sich die Menschen von der Religion ab?

Etwas mehr als ein Viertel der Befragten gibt an, gar nie geglaubt oder den Glauben verloren zu haben. Fast gleich viele sagen, dass sie mit Aussagen der Religionsgemeinschaften nicht einverstanden seien. Dies deckt sich mit anderen Umfragen, etwa zu den Gründen für Kirchenaustritte. Eine geringere Bedeutung haben die Kirchensteuern: Sie sind nur für 12 Prozent der Grund, weshalb Religion aufgegeben wurde.

Wie steht es um nicht-christliche Religionsgemeinschaften?

Beim Beten und dem Gottesdienstbesuch macht die Statistik auch Angaben zu Musliminnen und Muslimen. Hier sehen wir einen gegenläufigen Trend: Musliminnen und Muslime in der Schweiz sind seit der letzten Befragung etwas religionstreuer geworden. Das zeigt sich beim Gottesdienstbesuch ebenso wie beim regelmässigen Beten. Allerdings: Auch bei den Musliminnen und Muslimen betet «nur» gut ein Drittel täglich – obwohl das tägliche Gebet zu den fünf Säulen des Islams gehört. Weniger als ein Drittel besucht mindestens einmal pro Monat einen Gottesdienst: Die Säkularisierung gibt es also auch unter Schweizer Musliminnen und Muslimen.

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