"Teddy" - Eine Frau wird erwachsen
Rom 1969 - die nicht mehr ganz junge Theodora "Teddy" Huntley Carlyle zieht mit ihrem jüngst geangelten Ehemann in die sogenannte "Ewige Stadt". Dass ihr Aufenthalt dort nicht ewig andauern wird, beschreibt Emily Dunlay spannend und mit allem repressiven Sexismus, den die Endsechziger zu bieten haben.
Bis Teddy erwachsen wird, dauert es - und es ist schmerzhaft. Wir schauen ihr dabei dennoch gerne zu. Trotz des ganzen Schmerzes ist es nämlich vollkommen vergnüglich, sie auf ihrer Reise aus den USA ins Italien der späten 60er Jahre zu begleiten.
Eigentlich hat Teddy alles, was eine Frau zum Leben benötigt: Gutes Aussehen, einen Beruf, eine bestens situierte Familie - und neuerdings auch einen Ehemann. Dieser nimmt sie mit nach Rom, denn dort arbeitet er in diplomatischer Stellung, und Teddy will nichts mehr, als ihre unruhige Vergangenheit hinter sich lassen und eine vorbildliche, gut aussehende, fleißige Diplomatengattin sein. Dieses Vorhaben scheitert nicht nur an ihrem mangelnden Talent zu Ordnung - damals gehörte es unbedingt dazu, dafür zu sorgen, dass Heim, Herd und Ehemann von der Gattin liebevoll (heraus)geputzt, gepflegt und gewartet werden - nein, es scheitert vor allem an ihrem (für damalige Verhältnisse) leicht liederlichen Naturell, das sie auch Tausende Kilometer von daheim nicht gänzlich verbergen kann.
Immer wieder stolpert sie in Situationen, die sie so nicht geplant hatte, immer wieder kommt ihr etwas dazwischen, das auf ihre Vergangenheit hinweist. Dass aus ihren früheren, amourösen Abenteuern diplomatische Krisen, ja sogar Kriege entstehen könnten, bemerkt Teddy fast zu spät.
Teddy - sexistisch, berechnend, verletzlich
Wie Emily Dunlay ihre Figuren zeichnet, vor allem Teddy, ist großes Kino. Zwischen Dolce Vita und den Unterdrückungen der Frauen, die sich nur mit Tricks über Wasser halten können, wenn sie nicht gänzlich von einem Mann oder ihrer schrecklich netten Familie abhängig sein wollen, schildert die junge Autorin in ihrem Erstlingswerk beeindruckend das Porträt einer verlogenen Gesellschaft. Auf gewisse Art ist Teddy sogar selbst sexistisch, sie kategorisiert und katalogisiert Männer, auch ihren eigenen. Der bis zum Schluss blass bleibende, angeblich so erfolgreiche Gatte, der über ihr Geld und ihren Werdegang bestimmen darf, wird letztlich nur ein Erfüllungsgehilfe bleiben. Und vielleicht zu spät bemerken, was für ein außergewöhnliches Exemplar an Frau er da geehelicht hat.
Die Bigotterie in Teddys Heimat Texas könnte der Autorin bekannt sein, sie wurde in diesem Bundesstaat geboren. Dunlay studierte unter anderem Kreatives Schreiben in Princeton, New Jersey, - und man darf sagen, dass sie wohl zu den sehr erfolgreichen Absolventen dieser Elite-Uni gehören muss, so sehr ziehen ihr Stil, ihre Figuren und die ganze Geschichte einen in den Bann. Wenn ein Buch mit: "Morgen oder spätestens übermorgen wird jeder wissen, was ich getan habe" beginnt und mit: "Jetzt weiß ich, dass es gar nicht so schlimm ist, davonzutreiben" endet, dann kann man die 380 Seiten dazwischen nicht so einfach aus der Hand legen.
Wenn Sie Italien lieben - vor allem Rom und dort vor allem den Stadtteil Trastevere - wenn sie mondäne Geschichten mit Spannung, Sex und einem süffisanten Unterton mögen, dann ist "Teddy" ihr Roman für die Ferien. Oder besser gesagt: für einen Ferientag.
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