Die Kunst ist im Krisenmodus, doch das Geschäft läuft weiter
Eine riesige US-amerikanische Flagge empfängt die Besucherinnen und Besucher in der grossen Halle der Art Basel Unlimited. Für einmal nicht aus Stoff, sondern aus unzähligen Holzscheiten und Metallsternen. Einige der Sterne und Holzscheite liegen vor der Flagge am Boden, so als wäre sie beschädigt worden.
Diese monumentale Arbeit aus dem Jahr 2020 des vietnamesischen Künstlers Danh Vo sei ein Hinweis zur Fragilität der Demokratie in unserer Zeit, sagt Maike Cruse, die Direktorin der Art Basel.

Auffallend viele Arbeiten thematisieren dieses Jahr unsere krisengeschüttelte Zeit. Manchmal subtil und poetisch, wie etwa die Arbeit der peruanischen Künstlerin Claudia Martinez Garay: auf einer grossen bunten Malerei sind abgebrannte Zündhölzer zu sehen.

Manchmal ist das Weltgeschehen auch ganz konkret zu sehen, wie etwa in einer Videoarbeit des libanesischen Künstlers Walid Raad, die einen einstürzenden Wohnblock zeigt. Oder in der hallenfüllenden Arbeit des niederländischen Ateliers Van Lieshout: Da stehen Soldaten mit Babypuppen in den Armen und Kanonenimitate aus Metall.
Kunst als Spiegel der Gesellschaft
Ein bewusster Entscheid, sagt die Direktorin Maike Cruse: «Es ist ganz wichtig, dass es diese politischen Arbeiten gibt und wir sind unseren Galerien auch dankbar, dass sie so viele politisch konnotierte Arbeiten mitbringen. Kunst ist oft ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung. Das sehen wir auch an der Art Basel.»

Sinnbild dafür ist die Arbeit «Forgotten Dreams» des katalanischen Künstlers Jaume Plensa: 21 Aluminium-Türen sind in einem begehbaren Gang aufgereiht. Auf den Türen sind Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO zu lesen.
Wie reagieren die Besucherinnen und Besucher auf diese Art der Kunst? «Es lädt ein, hinzuhören und hinzuschauen – aber das muss man dann auch tun», sagt etwa Besucherin Sarah Kiefer. Besucherin Nina Van Sprundel sagt: «Da kommt einiges zusammen, was unser Herz anspricht und unsere Gedanken, die wir aktuell in uns tragen.»
Es geht ums Geld
Besucher Matthias Frei wiederum sieht das etwas nüchterner: «Also letztendlich feiert sich hier auch der Kunstkommerz. Das sind Galerien, die ihre Künstler hier zeigen und am Ende des Tages geht es ums Geld.»
Tatsächlich ist im eigentlichen Messebereich nicht mehr viel vom zeitkritischen Geist der Nebenhalle zu spüren. 289 Galerien aus 42 Ländern versuchen dort ihre Kunst an Sammlerinnen und Sammler zu verkaufen. Doch, in unsicheren Zeiten gehen Menschen eher sparsam mit ihrem Geld um. Spürt man das auch an der Art Basel?
Und doch: «Business as usual»
Direktorin Maike Cruse sagt: «Grundsätzlich spüren wir im Kunstmarkt schon einen leichten Rückgang. Der Kunstmarkt ist im letzten Jahr um 12 Prozent zurückgegangen. Aber die Art Basel ist da immer so ein bisschen der Fels in der Brandung, da hier halt die besten Arbeiten zu sehen sind und entsprechend auch gekauft werden.»

«Business as usual» also an der Art Basel – die grösste Kunstmesse der Welt scheint robuster zu sein als manches Kunstwerk, das darin gezeigt wird. Robuster sicher als die US-Flagge aus Holz und Metall, die auseinanderzufallen droht.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke