Vom Hausbesetzer zum Hausbesitzer: Ein Kulturzentrum im Zwiespalt
Vor über 30 Jahren wurde in Bremgarten AG eine ehemalige Kleiderfabrik besetzt. Aus der Hausbesetzung entstand eine kulturelle Institution für Konzerte und andere Veranstaltungen. Unterdessen bezahlen die Betreiber des Kuzeb (Kulturzentrum Bremgarten) dem Eigentümer Miete.
Der 90-jährige Liegenschaftsbesitzer liess sie Jahrzehnte gewähren. Jetzt will er aber vor seinem Tod alles regeln und die Gebäude des Kuzeb verkaufen. Interessenten für die wertvolle Immobilie an bester Lage gibt es einige – unter anderem die Linksautonomen vom Kulturzentrum.

Vier Millionen Franken müsse man dafür aufbringen, heisst es in Bremgarten. Eine unmögliche Summe für das antikapitalistisch eingestellte Kuzeb, welches mit seinen Veranstaltungen keinen Gewinn machen will und dessen Betreiber gratis arbeiten. Autonom und ohne öffentliche Gelder sei man bisher gut gefahren, sagt Pat Schneider, der seit Beginn dabei ist. «Es wirft kein Geld ab. Wir kommen durch und können für Projekte spenden, die wir gut finden. Wenn wir zu viel Geld einnehmen, verteilen wir es wieder.»
Anonymer Spender und Sammelaktion
Die Lösung scheint nun der Beitrag eines anonymen Spenders zu sein. Er verspricht, die Gebäude zu kaufen, wenn das Kuzeb selbst eine halbe Million Franken beisteuert. Ein Glücksfall, meint Schneider: «Mit einer Bank wäre das nie gegangen. Ohne riesiges Eigenkapital würden wir kaum Geld erhalten.» 300'000 Franken an Unterstützungsgeldern habe man bereits gesammelt.
Ohne den Spender wäre das Kuzeb wohl vor dem Aus gestanden, meint auch Severin Stierli vom Verein: «Das Projekt lebt von Spenden, der Freiwilligenarbeit und den Leuten, die hier aktiv sind. Wir wollen uns nicht so stark verbiegen, um das Haus kaufen zu können, dass alle unsere Werte verloren gehen.»

Letzten Herbst habe man erfahren, dass das Haus verkauft werden soll. «Wir haben über die Argumente dafür und dagegen und über alle weiteren Optionen diskutiert.» Pat Schneider ergänzt: «Niemand von uns hat das Gefühl, Hausbesitzer sein zu wollen – und dann noch von so einer Hütte. Aber es ist die einzige Möglichkeit, damit wir als Kollektiv diesen Kulturort behalten können.»
Der Verein funktioniert basisdemokratisch. Diese Form des Miteinander ist dem Kuzeb wichtig. Pat Schneider sagt dazu: «Es ist eine der aufwändigsten Organisationsformen. Dazu sind wir konsensorientiert. Wir wollen nicht einfach abstimmen, es sollen alle mittragen. Man kann alles immer wieder infrage stellen.»
Breite Unterstützung für den Verein
Das Kulturzentrum sei in Bremgarten nach 33 Jahren akzeptiert, findet Pat Schneider. «Es gibt Stadträte, die als Jugendliche hier verkehrt sind. Es geht quer durch die Bevölkerung.»
Das Kuzeb lebt von der Freiwilligenarbeit
Unterstützung komme nicht nur aus dem linken politischen Spektrum, ergänzt Tobias Estermann vom Verein. «In Bremgarten gibt es nicht viele Leute, die antikapitalistisch oder ähnlich eingestellt sind wie wir. Aber sie unterstützen uns, weil sie sehen, was wir machen. Ganz viele sagen: Bremgarten wäre nicht das Gleiche ohne das Kuzeb.»
Das erlebe er zum Beispiel an Veranstaltungen zum Arealkauf, so Estermann. Es gebe auch Leute, die ihre Spende per Brief schicken – mit einer Karte dazu – die im Gespräch Geld in die Hand drücken oder ein T-Shirt kaufen. «Das gibt uns etwas zurück für die Energie, die wir reinstecken.»
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