Der Automarkt ist auf einem dezenten Erholungskurs. Marktexperte Detlef Borscheid rechnet für das Gesamtjahr 2025 mit 2,86 Millionen Pkw-Neuzulassungen, 2026 erwartet er einen Neuwagenmarkt mit 2,97 Millionen Pkw. "Das durchschnittliche Neuzulassungsniveau der letzten fünf Jahre liegt mit 2,8 Millionen Pkw deutlich unter dem langfristigen Nachfragetrend. Damit hat sich ein latenter Ersatzbedarf aufgebaut, der sich realisiert, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern", schreibt Borscheid in einer exklusiven Analyse für AUTOHAUS. Allerdings zeigten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in diesem und auch im nächsten Jahr nur leicht verbessert, sodass der aufgestaute Ersatzbedarf nur einen geringen positiven Einfluss auf die Neuzulassungsentwicklung habe.

Positiv auf die Nachfrageentwicklung wirken sich laut Borscheid die günstigen Zinsen aus, wodurch sich die Finanzierungsbedingungen verbessern. Der Erdölpreis werde im nächsten Jahr zwar weiter sinken, die steigende CO2-Bepreisung hemme jedoch die Entlastung bei den Kraftstoffkosten.

"Die verschärften CO2-Grenzwerte, die ab Anfang des Jahres bei 93,6 g/km liegen, werden den Markt trotz der verlängerten Frist zur Einhaltung der CO2-Emissionsziele negativ beeinflussen", warnt Borscheid. "Die Hersteller bringen vermehrt batterieelektrische Fahrzeuge auf den Markt. Da die batterieelektrischen Fahrzeuge immer noch teurer sind als Verbrennerfahrzeuge, wird dies die Nachfrage schwächen. Die geplante Förderung wird diesen negativen Effekt abschwächen, jedoch nicht vollständig ausgleichen."

Entwicklung der Marktsegmente 

Den Privatmarkt für Pkw-Neuzulassungen sieht Borscheid auf Wachstumskurs. Für 2026 erwartet er einen stärkeren Nachfrageanstieg als in diesem Jahr. Die gesamtwirtschaftliche Lage helle sich weiter auf, das verfügbare Einkommen steige und Finanzierungen blieben attraktiv. "Geplante Fördermaßnahmen für Steckerfahrzeuge verstärken diesen Trend und erhöhen nicht nur deren Marktanteil, sondern stimulieren den Privatmarkt insgesamt. Zusätzliche Wachstumsimpulse kommen durch breit angelegte Modellneuheiten, sinkende BEV-Preise sowie eine stetig verbesserte Ladeinfrastruktur." 

Der Flottenmarkt befinde sich hingegen im Übergang zwischen einer konjunkturell bedingten Schwächephase (2025) und einem Wachstumsschub (2026), so Borscheid. Während Unternehmen im Jahr 2025 Investitionen zurückfahren und Ersatzzyklen verlängern, wird 2026 nach Meinung des Experten ein Nachholeffekt einsetzen – verstärkt durch bessere wirtschaftliche Bedingungen, stabilere Energiepreise, attraktivere Finanzierungsmöglichkeiten und kürzere Lieferzeiten. Regulatorischer Druck und Kostenvorteile zudem fördern die Elektrifizierung. 

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Die taktischen Neuzulassungen – also kurzfristige Zulassungen durch Hersteller oder Fahrzeugbau – gewinnen nach der Prognose weiter an Bedeutung. Sie stabilisieren 2025 den Pkw-Markt und sorgen im kommenden Jahr für zusätzliche Impulse. Laut Borscheid erhöhen sie wirtschaftliche Erholung, sinkende Zinsen und stärkeres Konsumentenvertrauen im kommenden Jahr die Nachfrage nach jungen Gebrauchten. Dadurch steigen auch die taktischen Neuzulassungen. Nachholbedarf aus den Jahren 2023 bis 2025, ein breiteres Modellangebot (insbesondere bei BEV) und stabilere Restwerte verstärken diesen Trend. Hersteller nutzen taktische Zulassungen weiterhin zur Absatzsteuerung, zur schnellen Markteinführung neuer Modelle und zur Sicherung von Marktanteilen – besonders im intensiven Wettbewerb mit neuen Marken und günstigen BEV-Anbietern.

Auch die Vermieterzulassungen gewinnen weiter an Drive. 2026 sei ebenfalls mit steigenden Zulassungsvolumina zu rechnen, da der operative Bedarf im Mietwagensektor zunehme, schreibt Borscheid. Nach Jahren verhaltener Investitionen wirken nun sowohl Nachfrageimpulse aus dem Tourismus als auch eine Erholung im Geschäftsreisemarkt als zentrale Treiber. Gleichzeitig steigen Nachfrage und Akzeptanz von Elektrofahrzeugen auch im Mietwagensegment, sodass viele Anbieter ihre Flotten elektrifizieren und zusätzliche Fahrzeuge für den operativen Einsatz brauchen. Verbesserte Lieferfähigkeit und sinkende Finanzierungskosten erleichtern die Flottenaufstockung zusätzlich.

Deutsche Wirtschaft weiter in der Krise

Insgesamt hat die deutsche Volkswirtschaft nach den Rezessionsjahren 2023 und 2024 in diesem Jahr eine Phase der Stagnation erlebt. Neben einem tiefgreifenden Strukturwandel und geopolitischen Veränderungen, die das exportorientierte Wirtschaftsmodell Deutschlands unter Druck setzen, verschärfen laut Borscheid auch hausgemachte Faktoren wie der fortschreitende Verlust an industrieller Wettbewerbsfähigkeit und die demografische Alterung die schwierige wirtschaftliche Lage.

Der Marktkenner erwartet 2026 eine leichte wirtschaftliche Erholung an. "Jedoch bleibt die Dynamik schwach und stark von staatlichen Impulsen abhängig." Das BIP werde um 0,9 Prozent zulegen, getragen vor allem von deutlich höheren staatlichen Ausgaben, die aus dem 2025 verabschiedeten Finanzpaket und dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität finanziert werden. "Private Investitionen erholen sich voraussichtlich leicht, unterstützt durch steuerliche Anreize wie die degressive Abschreibung und Fördermaßnahmen für Elektromobilität", schreibt Borscheid. Auch die Exporte dürften 2026 wieder moderat wachsen, vor allem aufgrund steigender Nachfrage aus dem Euroraum, während Impulse aus dem übrigen Ausland schwach bleiben. Die Importe steigen weiter, insbesondere durch eine höhere Nachfrage nach Verteidigungsgütern.

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