Zwei Franzosen im Vergleich: Der Renault 5 macht auf modernes Retro-Auto, die Alpine A290 will mehr Sportler sein. Tatsächlich verhalten sich die beiden Schwestermodelle im Alltag auch deutlich unterschiedlich.

Mit dem Renault 5 hat die französische Marke seit Anfang des Jahres ein charmantes und geschickt mit der Vergangenheit des Modells spielendes Elektrofahrzeug auf den Markt gebracht, das sich auch in Deutschland gut verkauft. Weniger im Fokus steht das sportlichere Schwestermodell von Alpine, der A290. Beide Modelle vereint die gleiche Plattform (AmpR Small) und die gleiche Technik, trotzdem sprechen sie recht unterschiedliche Zielgruppen an.

Gemeinsam haben beide Fahrzeuge bis auf wenige Zentimeter die Abmessungen, die sie beide in das Segment der (kleineren) Kleinwagen einordnen. Die Alpine ist mit 3,99 Meter etwa 7 Zentimeter länger als der Renault und misst mit 1,82 Breite und 1,52 Meter Höhe auch 5 beziehungsweise 2 Zentimeter mehr. Der Radstand ist mit 2,54 Metern identisch.

Daraus ergibt sich auch ein exakt gleiches Ladevolumen des Kofferraums, nämlich 326 Liter, das Stauabteil lässt sich durch Umlegen der Rücksitze auf 1106 Liter erweitern. Beide Fahrzeuge können vor allem im Fond nicht verleugnen, welchem Segment sie angehören, dort geht es ziemlich knapp zu.

Maue Schnellladeleistung bei beiden

Ebenfalls identisch sind Akku und Ladetechnik. Beide Autos haben eine 52 kWh fassende Batterie an Bord und laden mit 11 kW (AC) und mit etwas enttäuschenden maximal 100 kW (DC). Am Schnelllader benötigen sie jeweils 30 Minuten, um von 15 auf 80 Prozent zu kommen - kein besonders überzeugender Wert.

Damit wären die Gemeinsamkeiten beider Modelle allerdings fast aufgebraucht. Kommen wir zu den Differenzen. Beide Fahrzeuge unterscheiden sich optisch relativ deutlich. Betrachtet man allein den Renault 5, wirkt das Modell recht stämmig und sportlich, punktet aber auch durchaus mit einem gewissen Niedlichkeitsfaktor und einer gewissen Ähnlichkeit mit dem alten R5.

Niedlichkeit geht der A290 komplett ab, sie setzt auf sportliche Anbauteile und eine aggressive Leuchteinheit mit vier Scheinwerfern, die eine X-Signatur aufweisen und an die Motorsport-Historie der Marke erinnert. Während das Design des 5ers von der großen Mehrheit seiner Betrachter wohl als rundum gelungen bezeichnet würde, wird die auf klein und giftig machende Alpine eher polarisieren.

Augenfälligste Differenz: die Motorleistung

Der Unterschied zwischen dem Renault und der Alpine ist aber nicht allein optischer Natur, sondern setzt sich auch bei Antrieb, Lenkung und Fahrwerk sowie bei der Gestaltung des Innenraums fort. Augenfälligste Differenz ist die Motorleistung. Beim 5er beträgt sie 110 kW/150 PS, beim A290 kommt der Motor aus dem Mégane E-Tech mit 160 kW/218 PS zum Einsatz; beide Varianten traten bei uns in ihrer jeweils stärksten Ausführung an.

Die Leistungsdifferenz ist deutlich zu spüren, auch wenn die Unterschiede bei den Messwerten kleiner sind, als man es vielleicht erwarten könnte. Beim Standardspurt auf 100 km/h, ist der A290 dem Renault 5 mit 6,4 Sekunden exakt 1,6 Sekunden überlegen, bei der Endgeschwindigkeit liegt ebenfalls die Alpine vorn - mit 170 versus 150 km/h.

Auf der Straße sind die Unterschiede größer, als es die Zahlen suggerieren. Wo der Renault noch kommod abgestimmt, eher sportiv als sportlich fährt, trotzdem aber schon ein Go-Kart-Gefühl vermittelt, setzt der A290 in allen Disziplinen ein sportliches Extra obendrauf. Die Alpine reagiert deutlich agiler auf die Wünsche des Fahrers, gibt durch die härtere Federung mehr Rückmeldung von der Straße und hat die spitzere Lenkung. Zudem geht es mit ihr, nicht zuletzt dank einer um 6 Zentimeter breiteren Spur, auch in Kurven nochmals ganz anders zur Sache, zumal die Wankneigung ausgesprochen gering ausfällt.

Das kann im Alltag aber durchaus auch mal nerven. Denn wenn man angesichts des kurzen Radstands gerade noch halbwegs bequem unterwegs sein will, lässt das der sportliche Franzose nur ungern zu. Andererseits überrascht, wie viel Mühe sich Alpine gegeben hat, seinem Modell einen zur Marke passenden, nicht nur optisch dynamischen Auftritt zu verleihen.

Unterschiede im Innenraum

Auch im Innenraum gibt es Unterschiede. Die Instrumente der Alpine - nicht immer übersichtlich - atmen mehr Sportsgeist. Am beziehungsweise um das Lenkrad geht es trotz vieler Knöpfe sogar übersichtlicher zu, weil Alpine anders als Renault den Lenkstockhebel für das Automatikgetriebe weglässt und stattdessen mit Druckknöpfen im Mitteltunnel arbeitet.

Da die Alpine ihren Fahrer immer ein wenig dazu verleitet, etwas sportlicher zu agieren, muss man auch mit einem höheren Praxisverbrauch rechnen. Schon in der Norm konsumiert der A290 mit 16,5 kWh pro 100 Kilometer mehr als der Renault 5 mit rund 15 kWh. In der Praxis ist der Unterschied meist größer, unser Testverbrauch lag bei 18,6 kWh für den Renault und 22,2 kWh für die Alpine.

Das macht sich in der Reichweite bemerkbar, die laut Norm bei 410 versus 364 Kilometer liegt, speziell bei der Alpine aber dann in der Realität nochmals deutlich darunter. Wir fuhren mit einer gewissen Restenergie im Akku eher nach 200 als nach 250 Kilometern zum Nachladen, beim Renault waren es eher 250 als 300 Kilometer.

Alpine deutlich teurer

Die höhere Leistung, das sportlichere Fahrgefühl und das exaltierte Design lässt sich Alpine entsprechend bezahlen: Der A290 mit dem stärkeren Motor steht mit 41.700 Euro in der Preisliste, einige Tausender lassen sich noch für Extras ausgeben. Der zivilere, keineswegs aber langweilige Renault 5 kostet in der von uns getesteten Variante ab 34.400 Euro.

Er ist damit sicherlich im Vergleich das Auto der Vernunft, denn objektiv lässt sich der Preisunterschied für zwei technische nahezu identische Fahrzeuge kaum rechtfertigen. Zudem könnte es sein, dass das weniger polarisierende Design des Renault länger frisch bleibt und man sich an dem der exaltierten Alpine schneller "sattsieht".

Renault ist das geeignetere Alltagsauto

Dafür überzeugt der A290 durch die Ernsthaftigkeit, mit der die Ingenieure versucht haben, aus dem Elektriker so gut es geht einen kleinen Sportler zu machen. Die Alpine ist härter, konsequenter und letztlich dynamischer. Der Renault ist das geeignetere Alltagsauto. Beide sind aber nicht wirklich günstig und auch nicht frei von Schwächen, unter denen der relativ hohe Preis, der Fahrkomfort, die Ladeleistung, die reale Reichweite und das eingeschränkte Platzangebot im Fond besonders zu erwähnen sind.

Auf der Habenseite steht für beide Fahrzeuge ihr gelungenes Design mit jeweils hohem Wiederkennungswert und ihre viel Fahrspaß vermittelnde Agilität und Spritzigkeit. Dass sich beide Autos letztlich stärker unterscheiden, als man vorab annehmen konnte, ist ganz sicher kein Nachteil, sondern macht es für Interessenten leichter, sich zwischen dem sportiven Renault und der sportlichen Alpine zu entscheiden: Vive la différence!

Renault 5 Iconic - technische Daten

  • Fünftüriger, fünfsitziger elektrischer Kleinwagen
  • Länge: 3,92 Meter, Breite: 1,77 Meter (mit Außenspiegeln 2,02 m), Höhe: 1,50 Meter, Radstand: 2,54 Meter, Kofferraumvolumen: 326 - 1106 Liter
  • Elektro-Motor, 110 kW/150 PS, Drehmoment: 245 Nm, 0 - 100 km/h: 8,0 s, Vmax: 150 km/h, Verbrauch: 14,9 - 15,4 g CO2/100 km, Akkugröße: 52 kWh, Reichweite: 410 km (WLTP), Ladeleistung: 100 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 15 - 80 Prozent in 30 Minuten, AC: 15 - 80 Prozent in 3:13 Std, Testverbrauch: 18,6 kWH/100 km
  • Preis: ab 34.400 Euro

Alpine A290 Elektro 220- technische Daten

  • Fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen
  • Länge: 3,99 Meter, Breite: 1,82 Meter (mit Außenspiegeln: 2,02 Meter), Höhe: 1,52 Meter, Radstand: 2,54 Meter, Kofferraumvolumen: 326 / 1106 Liter
  • Elektro-Motor, 160 kW/218 PS, Drehmoment: 300 Nm, 0 - 100 km/h: 6,4 s, Vmax: 170 km/h, Verbrauch: 16,5 kWh/100 km, Akkugröße: 52 kWh, Reichweite: 364 km (WLTP), Ladeleistung: 100 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 15 - 80 Prozent in 30 Minuten, AC: 10 - 80 Prozent in 3:20 Std., Testverbrauch: 22,2 kW/100 km
  • Preis: ab 41.700 Euro.

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