Mit dem Verband der Automobilhändler Deutschlands (VAD) hat sich eine neue Interessenvertretung gegründet. Präsident Burkhard Weller erläutert im Gespräch mit AUTOHAUS, welche Rolle der VAD im Gefüge der bestehenden Verbände einnehmen will, welche Themen er in Berlin setzen möchte – und warum der Verband ausdrücklich die Zusammenarbeit mit ZDK, VDA und VDIK sucht.

AH: Herr Weller, Sie sind frisch zum Präsidenten des VAD gewählt worden. Warum braucht es diesen neuen Verband?

Burkhard Weller: Wir haben im Handel 300.000 Beschäftigte und 60.000 Auszubildende. Trotzdem wird in der Politik fast ausschließlich mit der Industrie gesprochen. Wenn über das Automobil diskutiert wird, hört man Namen von Herstellern oder bekannten Experten – aber nie eine Stimme aus dem Handel. Genau hier setzt der VAD an: Wir wollen diese politische Stimme sein, und zwar Händler pur.

AH: Aber ist das nicht die Rolle des ZDK?

B. Weller: Der ZDK ist ein Dachverband, der sehr wichtige Arbeit leistet: von HU/AU über Ausbildung bis hin zu Innungsfragen. Das sind aber andere Themen. Der VAD konzentriert sich ausschließlich auf den politischen Dialog im Sinne der Händler. Wir wollen keine Konkurrenzveranstaltung sein, sondern eine Ergänzung – mit klarer Fokussierung.

AH: Das klingt nach Abgrenzung. Wie wichtig ist Ihnen trotzdem die Zusammenarbeit mit dem ZDK?

B. Weller: Sehr wichtig. Der ZDK ist die zentrale Organisation des Kfz-Gewerbes, und wir sehen uns nicht im Gegensatz, sondern als Ergänzung. Wenn es Schnittmengen gibt – und die gibt es, etwa bei Elektromobilität, Bürokratieabbau oder auch bei Verkehrsthemen in den Städten – dann wollen wir das ausdrücklich gemeinsam anpacken. Das Foto mit Präsident Peckruhn steht genau für diese Haltung. 

AH: Können Sie sich sogar vorstellen, dass der VAD künftig Mitglied im ZDK wird?

B. Weller: Ja, das ist eine Option. Sobald die internen Fragen im ZDK geklärt sind, sind wir gesprächsbereit. Unser Ziel ist es, eine starke Händlerstimme unter dem Dach des ZDK einzubringen, ohne unsere Eigenständigkeit zu verlieren. Am Ende profitieren alle, wenn wir geschlossen auftreten – Händler, Politik und die gesamte Branche.

AH: Kommen sich der VAD und die verschiedenen Fabrikatsverbände nicht in die Quere?

B. Weller: Ich war 20 Jahre Toyota-Händlerverbandspräsident – und ein Fabrikatsverband hat die Aufgabe, markenspezifisch mit seinem Hersteller bzw. Importeur Margen, Verträge und gegenseitigen Umgang zu verhandeln. Das kann und will der VAD nicht.

AH: Wie gestaltet sich Ihr Verhältnis zu anderen Verbänden wie dem VDA oder dem VDIK?

B. Weller: Auch dort gibt es klare Schnittmengen – etwa bei der Elektromobilität, der Förderung alternativer Antriebe oder bei Fragen rund um die Energiepreise. Deshalb halte ich es für sinnvoll, dass wir uns regelmäßig mit ZDK, VDA und VDIK austauschen. Jeder Verband hat seine eigenen Schwerpunkte, aber wenn wir bei zentralen Themen gemeinsam auftreten, erhöhen wir unsere Schlagkraft und werden in Berlin besser gehört.

AH: Es gab anfangs Kritik, der VAD sei ein elitärer Club.

B. Weller: Diese Kritik basiert auf Missverständnissen. Unsere Mitgliedsbeiträge sind moderat gestaffelt – von 1.000 bis maximal 5.000 Euro im Jahr, je nach Umsatzgröße. Das bedeutet: Auch kleinere Händler können Mitglied werden. Entscheidend ist nicht die Größe, sondern dass es sich um echte Handelsbetriebe handelt.

AH: Der VAD ist neu und noch vergleichsweise klein. Wie ist der Verband organisatorisch aufgestellt?

B. Weller: Wir arbeiten derzeit mit einer sehr kompakten Struktur. Neben mir als Präsident sind Helmut Peter als zweiter Vorsitzender und Peter Schäfer als Schatzmeister im Vorstand aktiv. Mit Dr. Scheel haben wir zudem einen erfahrenen Geschäftsführer, der uns zunächst auf Mandatsbasis begleitet. Ziel ist es, ihn so bald wie möglich dauerhaft einzubinden. Damit stellen wir sicher, dass wir handlungsfähig sind, ohne unnötige Verwaltung aufzubauen.

AH: Was sind Ihre ersten Schritte als Präsident?

B. Weller: Wir starten eine Roadshow durch mehrere deutsche Städte – Berlin, Hannover, Köln, Frankfurt, München. Dort wollen wir mit möglichst vielen Händlern ins Gespräch kommen, Fragen beantworten und Themen aufnehmen. Gleichzeitig bauen wir unsere politischen Kontakte aus: zu Wirtschafts- und Umweltministerium, zum Deutschen Städtetag und perspektivisch auch zu Spitzenpolitikern. Es geht darum, die Händlerposition dauerhaft einzubringen.

AH: Welche Themen wollen Sie in Berlin setzen?

B. Weller: Ganz klar: Elektromobilität, Energiepreise und Bürokratieabbau. Beim E-Auto ist nicht die Technik das Problem, sondern die Wirtschaftlichkeit. Wenn Strompreise sinken und Rahmenbedingungen stimmen, wird Elektromobilität für die Kunden attraktiv. Außerdem sehen wir mit Sorge, dass Städte vielerorts den Autoverkehr verdrängen. Handel braucht Erreichbarkeit – sonst leidet am Ende die gesamte Wirtschaft.

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