Bei Peugeot sind ästhetische Belange ähnlich wichtig wie Fahrkomfort oder Nutzwert. Mit der Wahl zwischen 408 oder 3008 kann man die Akzente ein bisschen mehr in die eine oder andere Richtung verschieben. ntv.de hat es ausprobiert und beide gefahren.

Heute ist ntv.de bewusst bodenständig unterwegs ohne speziellen Fokus auf den Antrieb. Daher rollen sowohl 408 als auch 3008 mit kleinem Dreizylinder (1,2 Liter Hubraum) an den Start. Die leisten in beiden Fällen 136 PS - im Verhältnis zur Fahrzeuggröße wahrlich kein überbordender Wert. Und dazu kommen noch elektrische 21 PS, macht 145 vom Werk kommunizierte Systempower.

Doch gemach, lass erst einmal eine Bestandsaufnahme durchführen, von welchen Fahrzeugen überhaupt die Rede ist. Der Ästhet hier im Duo ist zweifellos der 408. Und nein, mit den historischen Mitgliedern der 400er-Fraktion hat die neueste Ausgabe nicht sonderlich viel gemein. Denn von den letzten echten Mittelklassen hat sich das 4,69-Meter-Vehikel schon allein optisch-konzeptionell emanzipiert. Und der letzte 408 war ohnehin ein Ausbrecher für Niedrigsegment-Limousinenmärkte wie Osteuropa oder die Türkei.

Der jüngste 408 taucht hier als Crossover auf, was freilich auch bedeutet, dass er nicht so massentauglich ist wie ein SUV. Dafür sieht die mit 1,48 Metern etwas höher bauende Fließheck-Limousine betont fein aus. Und dabei muss der User bei der Praxistauglichkeit nicht einmal Abstriche machen: Mit 1611 Litern Kofferraumvolumen im Falle umgeklappter Rücksitzlehnen liegt das elegantere Auto bloß marginal unterhalb des SUV-Wertes von 1663 Litern. Ähnlich verhält es sich bei aufrecht stehenden Lehnen (536 zu 588 Liter) - in beiden Fällen genug, um ausgiebig mit vier Personen in den Urlaub fahren zu können.

Mehr Sitzkomfort will bezahlt werden

Freilich gibt es Dinge, die Limousinen nicht bieten können. Dazu gehören ein etwas luftigeres Gefühl im Fond vor allem im Kopfbereich sowie die etwas exponierte Sitzposition. Unter dem Strich sitzt man aber sowohl im 408 wie auch im 3008 ordentlich. Das liegt daran, dass die Fahrgastkabine hinreichend großzügig geschnitten ist. Und in der zweiten Reihe könnten groß gewachsene Personen gar im 408 Vorteile genießen, denn der Mittelklässler weist fünf Zentimeter mehr Radstand (2,79 Meter) auf als der formal kompaktklassige 3008, was wiederum der Beinfreiheit zugutekommt.

Ähnlich passabel beherrschen beide das Kapitel Sitzkomfort. Allerdings! Die große Portion Behaglichkeit für den Allerwertesten gibt es keineswegs zum Nulltarif. Demnach müssen 3008-Käufer 2150 Euro und 408-Kunden mindestens 1500 Euro Aufpreis zahlen, um in den Genuss des ganz großen Bestecks zu kommen. Dann kneten die Sessel müdigkeitsgeplagte Naturen gar auf Knopfdruck durch. Derlei Gimmicks haben allerdings eher Spielcharakter, für eine richtige Massage sind die Elemente unterhalb der Polster einfach zu schwach, dennoch irgendwie eine witzige Funktion. Und ganz kommod reist man ja sowieso.

Wenn da bloß nicht Peugeots irrational wirkender Anspruch an sportliche Fertigkeiten wären. Warum nicht mit der Feder-Dämpfer-Einheit etwas weiter in Richtung feinfühlig gehen? Das Reifenformat könnte überdies dabei helfen, fiese Fahrbahnoberflächen zu entschärfen. Zugegebenermaßen sind Abstriche bei den Rädern schwierig. Wer unbedingt möchte, bekommt für den 408 sogar 17-Zöller, aber mit der GT-Ausstattungslinie ist das Thema durch. Beim 3008 sind 19-Zöller Pflichtprogramm, auf Wunsch spendieren die Franzosen sogar 20 Zoll - nicht gerade komfortfördernd, aber schön für die Optik. Die Leute möchten das, hört man allzu oft aus dem Marketing. Womöglich ist da etwas dran.

Cockpit im 3008 ist cooler und moderner

Wer noch ein drastisches Unterscheidungsmerkmal zwischen 408 und 3008 sucht, muss nur im Innenraum forschen. Etwas tragisch an der Sache ist, dass der 408 noch auf der EMP2-Plattform fußt und daher nicht in den Genuss des architektonisch so schön inszenierten Screens kommt. Letzterer, im 3008 (STLA-Plattform) obligatorisch, soll ja ein Head-up-Display überflüssig machen aufgrund der exponierten Anordnung. Im älteren Mittelklässler mit recht konventionellen Anzeigen ist dennoch kein Head-up-Display gegen Aufpreis verfügbar. Minuspunkt.

Peugeot nennt die generell unkonventionelle Anordnung von Armaturen und Lenkrad liebevoll "i-Cockpit" - eine ziemlich gewöhnungsbedürftige Angelegenheit mit dem betont kleinen Lenkrad. Das ist überdies berüchtigt dafür, für etliche Staturen keine gut geeignete Position zu gewähren. Wenigstens arbeitet die Lenkung leichtgängig. Pluspunkt dagegen: Peugeot hält die Menüs halbwegs simpel und auch die Assistenz ist intuitiv ausgeschaltet.

Zum Schluss noch ein paar Wörter zum Antrieb. In beiden hier besprochenen Modellen zählt der sirrende Dreizylinder zur sparsamsten Verbrenner-Ausführung, was ihm definitiv eine Daseinsberechtigung beschert. So rangiert der WLTP-Verbrauch in einer Bandbreite zwischen 5,1 und 5,6 Litern, wobei das SUV am oberen Rand operiert. Kann man den je nach Ausstattung zwischen 1,6 und 1,7 Tonnen schweren Fronttrieblern Leistungsmangel vorwerfen? Sportlich ist zwar anders, aber angesichts 9,4 (408) respektive 10,2 (3008) Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h kommen grundsätzlich keine Klagen auf.

Allerdings muss der Sechsgang-Doppelkuppler selbst bei Richtgeschwindigkeit je nach Autobahnsteigung hier und da mal einen Gang zurückschalten, absolute Souveränität ist das nicht. Andererseits werden nach langem Anlauf mehr als 200 Sachen erreicht. Ganz so souverän agiert auch dieser Antriebsstrang nicht; so kann es auch mal ruckeln, während der Automat die Gänge sortiert oder sich der Stromer einklinkt.

Im Kontrast dazu kann die Bremse mitunter synthetisch wirken. Oder leichtgängig, je nach Empfindung. Im Hintergrund wird geregelt, ob Rekuperationsleistung zum Verzögern eingesetzt wird, um den etwa eine halbe Kilowattstunde fassenden Akku aufzupäppeln oder eben die Reibbremse.

Lass über die Finanzen sprechen. Zum Preis von 41.000 Euro ist der mit 4,54 Metern der Kompaktklasse eigentlich entwachsene 3008 exakt 30 Euro teurer als der größere 408 - bei einer geringfügig besseren Ausstattung allerdings. Schwamm drüber, denn schlecht ausgestattet ist kein Vertreter dieser Baureihen, ganz im Gegenteil. Dinge wie LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera, Smartphone-Integration und Tempomat sind immer an Bord, selbst bei der Basis. Geschweige Features wie heute selbstverständliche Assistenten oder Klimatisierungsautomatik. Vielleicht könnte man sich darauf einigen, dass der 408 etwas ästhetischer ist, aber den SUV-"Verkaufsboost" nicht nutzen kann - SUV liegt eben im Trend. Kein Wunder, dass der 3008 doppelt so häufig zugelassen wird wie der 408. Ganz spannende fahrbare Untersätze sind sie beide.

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