Fahrt im Leapmotor T03 - kleiner Stadtfloh für große Aufgaben
Mit dem T03 hat Leapmotor einen günstigen Stadtflitzer im Angebot, der preislich ein Statement setzt. Doch nicht nur preislich. ntv.de war mit dem exotisch anmutenden E-Auto unterwegs. Ganz exotisch ist der Winzling jedoch gar nicht mehr.
Zugegeben, die Marke Leapmotor könnte ein bisschen mehr Bekanntheit vertragen. Und der T03, so ehrlich muss man sein, gewinnt jetzt nicht unbedingt einen Schönheitswettbewerb. Aber vielleicht liegt genau hier seine Stärke. Denn das unbekannte chinesische E-Auto ist irgendwie ein Underdog. Und das nicht bloß, weil sein Blechkleid belanglos aussieht. Auch die Innenarchitektur ist jetzt nicht gerade verdächtig, einen Award zu schießen. Der Clou des T03 liegt in seiner Simplizität und den soliden technischen Qualitäten.
Doch gemach, lass das mal Stück für Stück sezieren. Am Anfang steht die Probefahrt und plötzlich merkt man, dass sich mit dem T03 trotz seines minimalistischen Ansatzes erstaunlich gut klarkommen lässt. Sicher, ein Auto von 3,62 Metern Länge ist kein verschwenderisches Raumwunder. Aber eben auch keine unerträgliche Sardinenbüchse.
Und dass sein Elektromotor bloß 95 PS abgibt, fällt gar nicht so sehr auf. Das meine ich natürlich mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen. Denn eigentlich fällt es schon auf. Aber hey, man preist das natürlich gedanklich ein, wenn man eine - wie sagt man so schön - rollende Einkaufstasche bewegt. Dann werden die Erwartungen ganz automatisch heruntergeschraubt. Aber genau hier liegt ja die Ironie, denn der T03 kann mehr als bloß zum nächsten Supermarkt rollen.
Der T03 schafft auch Autobahn
Doch wie viel mehr eigentlich genau? Man kann mit den 158 Newtonmeterchen Drehmoment natürlich die Autobahn bevölkern, ohne auf der Einfädelspur zu verhungern. Das geht schon irgendwie. Bei 130 km/h ist allerdings Schluss. Um das moderate Beschleunigungsgeschehen einmal in Zahlen zu fassen: Mit 12,7 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h ist der 1,2-Tonner auch nicht weniger flink als ein Opel Corsa im Basisgewand. Doch das allein reicht noch nicht für eine umfassende Allroundfähigkeit.
Und jetzt wird es spannend. Gerade beim Kleinwagen mit elektrischem Antrieb ist die Alltagstauglichkeit vor allem dann eingeschränkt, wenn man mal eine längere Strecke zurücklegen möchte. Nun muss der Kunde natürlich wissen, worauf er sich einlässt. Ein Blick in die Daten offenbart die Akkukapazität - die fällt mit exakt 37,3 kWh recht beschaulich aus. Und es ist auch nicht so, als sei der E-Winzling ein Lademonster.
Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Wie schnell lädt der T03 in der Praxis? Wer jetzt den Einwand bringt, warum das überhaupt wichtig sein könne in dieser Fahrzeugklasse, sei daran erinnert, dass nicht jeder Kunde zu Hause Strom nachfassen kann. Also ist durchaus entscheidend, wie lange man beim Café oder Supermarkt am Kabel hängt. Und beim T03 sollte man ruhig 40 bis 50 Minuten einplanen, um 80 Prozent State of Charge zu erreichen, vor allem bei niedrigen Temperaturen.
Auch mal ein längerer Trip ist drin
Und selbst mit voller Batterie darf man nicht davon ausgehen, realistisch über 200 Kilometer weit zu kommen. Aber das ist auch völlig in Ordnung für diese Klasse. Nur für den Hinterkopf: Man kann mit dem T03 durchaus mal einen längeren Trip jenseits der Stadtgrenze planen. Die Sitze geben das auch her, ohne den Passagieren Rückenschmerzen zu bescheren. Und dank 2,40 Metern Radstand kann man auch im Fond mal ein paar Kilometer mehr überlegen. Außerdem gelingt der Einstieg bequem - vier Türen sind obligatorisch. Aber ohne ausgiebige Ladestopps wird das nichts.
Und was geschieht währenddessen? Schweift der Blick über das Instrumentarium; und wer diesem chinesischen Modell jetzt vorwirft, nicht fein genug zu sein, möge sich erstens an das Segment erinnern und zweitens bewusst machen, dass der Zwerg ja auch schon wieder seit fünf Jahren gebaut wird (wenngleich nicht so lange angeboten hierzulande). In der Tat dürfte man bei Leapmotor heute mehr Feinschliff erwarten sowohl im Hinblick auf die Materialien selbst als auch auf deren Verarbeitung.
Das Gleiche gilt für Bedienung und Menüstruktur. Abgesehen von der Darbietung des Monitors - das Design wirkt ein wenig angestaubt - präsentiert sich der Aufbau des Dashboards ein wenig wild. Und die Touchfähigkeit könnte etwas besser ausgeprägt sein. Es gibt aber auch Eigenheiten, die man erst verflucht und nach einer gewissen Zeit schätzt. So lassen sich die typischen Assistenten mit hohem Nervfaktor (Vibrationsalarm droht bei Tempoüberschreitung oder Verlassen der Spur) während der Fahrt gar nicht erst ausschalten. Auf diese Weise konditioniert das Fahrzeug den User, wirklich nur bei Stillstand auf dem Monitor zu hantieren - das erhöht den Sicherheitsfaktor.
Für Sicherheit und Komfort dagegen sorgt der serienmäßige adaptive Tempomat. Einfach die Geschwindigkeit festlegen, und der Computer hält sie. Bremst der Vordermann an der Ampel vollständig herunter, folgt der T03 ohne Zutun des Fahrers. Und das funktioniert genauso zuverlässig wie in einer Premium-Oberklasse, wenngleich vielleicht nicht ganz so geschmeidig.
Ebenso an Bord für den Grundpreis von 18.900 Euro sind Features wie der CCS-Ladeport (45 kW), Klimaanlage, Navigationssystem, schlüsselloses Startsystem sowie elektrisch einstellbarer Fahrersitz. Somit hat der T03 die Nase vorn in puncto Preis-Leistungs-System und überholt damit selbst den schon fast zum Kult gewordenen Dacia Spring. Nur an dessen Kultfaktor eben kommt der Neuling noch nicht heran. Was die Zulassungszahlen angeht, holt er jedoch auf und ist bisweilen sogar im Straßenbild sichtbar - etwas mehr als 2000 Fahrzeuge tummeln sich hierzulande bereits. Günstiger kann man nicht elektrisch fahren, und ein Fünkchen Restkomfort gibt es oben drauf im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten.
Datenblatt Leapmotor T03
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) |
3,62 / 1,65 / 1,58 m |
Radstand |
2,40 m |
Leergewicht (DIN) |
1175 kg |
Sitzplätze |
5 |
Ladevolumen |
210 bis 880 l |
Motorart |
Eine Elektromaschine |
Getriebe |
Eine Übersetzung, fest |
Systemleistung |
95 PS (70 kW) |
Antrieb |
Vorderradantrieb |
max. Drehmoment |
158 Nm |
Beschleunigung 0-100 km/h |
12,7 s |
Höchstgeschwindigkeit |
130 km/h |
Akkukapazität |
37,3 kWh |
Maximale Ladeleistung (Gleichstrom) |
45 kW |
Ladeleistung (Wechselstrom) |
6,6 kW |
Verbrauch (kombiniert) |
16,3 kWh |
kombinierte WLTP-Reichweite |
265 km |
CO₂-Emission kombiniert |
0 g/km |
Grundpreis |
Ab 18.900 Euro |
Fazit: Der noch eher exotisch anmutende Leapmotor T03 ist zwar absolut betrachtet nicht das günstigste Elektroauto am Markt, allerdings gilt das sehr wohl, wenn man sein Preis-Leistungs-Verhältnis berücksichtigt. Sicher, das chinesische Stadtvehikel könnte vielleicht noch etwas Feinschliff vertragen, ist aber ein erwachsenes Autochen auf bescheidenem Level. Und wer Angst vor der Haltbarkeit hat: Der Hersteller gewährt acht Jahre Garantie auf den Stromspeicher. Wenn das kein Angebot ist.
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