Mit dem Verband der Automobilhändler Deutschlands (VAD) wollen führende Autohausunternehmer dem politischen Gehör verschaffen, was ihnen bislang gefehlt hat: eine starke, unabhängige Vertretung – nur für den Handel. Im exklusiven AUTOHAUS-Interview erklären Burkhard Weller, Helmut Peter, Peter Schäfer und Kurt-Christian Scheel, warum sie den Verband jetzt gründen, wie er aufgebaut sein soll – und wie die Zusammenarbeit mit dem ZDK künftig aussehen könnte. 

AUTOHAUS: Vor einer Woche haben Sie in München bekanntgegeben, dass am 18. September ein neuer Verband für Autohändler gegründet werden soll. Warum braucht der deutsche Autofachhandel jetzt eine weitere Vertretung? 

Burkhard Weller: Ziel der Gründung ist es, uns Automobilhändler und ihre Anliegen politisch sichtbar zu machen. Denn es sind wir, die Automobilhändler, die dafür sorgen, dass der Kunde das Auto bekommt, das er braucht. Wir beschäftigen über 300.000 Menschen überall in Deutschland. Wir verkaufen die meisten Autos. Die Rahmenbedingungen werden aber immer schwieriger, von der überbordenden Bürokratie bis zur Politik gegen das Auto, die wir auf vielen Feldern immer noch sehen. Die Hersteller machen uns das Leben immer schwerer. Deswegen brauchen die Autohändler eine eigene, wirksame Vertretung ihrer Interessen: den VAD.  Übrigens: die einzige Vertretung der Händler, nicht eine weitere. Denn der ZDK als Spitzenverband muss immer für alle sprechen, auch das Handwerk. Deswegen: Nur der VAD ist "Händler pur". 

AH: Fühlen Sie sich vom ZDK also nicht mehr repräsentiert?

Burkhard Weller: Der ZDK ist in einer schwierigen Phase. Das Handwerk treibt die Trennung der Geschäftsstellen voran. Keiner weiß heute, wie der ZDK das überleben wird. Ein Grund mehr für eine starke eigene Stimme für uns Automobilhändler.

AH: Welche Entwicklungen haben zur Verbandsgründung geführt?

Helmut Peter: Ein Auslöser war die Krise des ZDK. Natürlich wünschen wir uns, dass der ZDK die Kurve bekommt. Dabei wollen wir helfen. Unser Projekt ist ja kein Egotrip. Aber bei vielen Themen zeigt sich, dass wir Händler eine eigene laute Stimme brauchen, sei es bei der Kfz-GVO, sei es bei vielen anderen Themen, die gerade für uns Händler wichtig sind: was passiert bei der Elektromobilität? Bekommen wir jetzt aus Europa Elektroquoten für Dienstwagenflotten? Wie wird der Umgang mit Gebrauchten reguliert? Kann bald jeder auf unsere Daten zugreifen? Wie geht es mit der Konzentration im Handel weiter? Wie bekommen wir geeignete Mitarbeiter? Bei allen diesen Fragen müssen wir jetzt aktiv werden. Wir können es uns einfach nicht leisten, dass ZDK und ZVK sich mit sich selbst beschäftigen. Das nervt.

AH: Mit welchen Ansprüchen treten Sie an bzw. was soll erreicht werden?

Burkhard Weller: Wir wollen erreichen, dass die Politik erkennt: Verkehrspolitik geht nur mit den Händlern und nicht gegen die Händler. Natürlich spielen die Hersteller eine wichtige Rolle, gerade in Deutschland. Und die bauen ja auch tolle Autos. Wer aber verkauft die Autos? Wir, die Händler. Wir müssen klar machen: Wenn es um bezahlbare und nachhaltige individuelle Mobilität geht, sind wir Autohändler Teil der Lösung. Wir sind der zentrale Kontaktpunkt des Kunden. Wir müssen mit an den Tisch. 

AH: Wer kann bzw. soll Mitglied werden?

Kurt-Christian Scheel: Mitglied können alle Neuwagenhändler werden, die nicht von einem Hersteller kontrolliert werden. Wir wollen den Verband aber möglichst breit aufstellen: Auch für überregionale Gebrauchtwagenhändler sind wir offen sowie für alle anderen Unternehmen und Verbände, die im Automobilhandel eine Rolle spielen. Wir sind stark, weil wir viele sind. 

AH: Was wird ein Händler von der Mitgliedschaft haben?

Burkhard Weller: Für die Autohändler bietet der neue Verband einen klaren Mehrwert: Themen und Anliegen können direkt an die Politik adressiert werden. Wir bekommen eine Plattform zum Austausch über alle Themen, die für uns als Händler wichtig sind. Und ein paar coole Events werden auch geboten. Für uns Händler, aber natürlich auch für Hersteller und Politiker und alle, die mit uns reden wollen.

AH: Wie soll der Verband finanziert werden?

Peter Schäfer: Klar: Ein gut aufgestellter Verband ist nicht umsonst. Ein Geschäftsführer arbeitet nicht umsonst. Events, Reisen und auch die Unterstützung der Mitglieder müssen geleistet und bezahlt werden. Aber wir stellen uns eine fair gestaffelte Beitragsstruktur vor, die bei 5.000 Euro für einen kleinen Händler beginnt.  Einzelheiten wird die Gründungsversammlung beschließen.

AH: Geht es Ihnen vor allem um die großen Handelsgruppen?

Helmut Peter: Nein, natürlich nicht. Wir sprechen die Unternehmer an, große, aber auch kleine. Alle Händler haben ähnliche Themen.

Paukenschlag: Burkhard Weller (re.) stellte das Projekt VAD erstmals beim AUTOHAUS Sommerempfang 2025 der Branchenöffentlichkeit vor. Links Chefredakteur Ralph M. Meunzel © Foto: Hans Friedrich/AUTOHAUS

AH: Im Gründungsgremium sind neben Burkhard Weller mit Helmut Peter und Peter Schäfer zwei Mercedes-Vertreter. Ist das Zufall?

Peter Schäfer: (lacht) Nein, das ist Zufall…. Kollegen aller Marken und auch Kollegen mit vielen Marken sind willkommen - so wie wir selbst noch Importmarken vertreten. Ich denke, wir haben alle viel mehr gemeinsam, als uns trennt. Und für die markenspezifischen Themen gibt es ja die Fabrikatsverbände – und das ist gut so und soll ja auch so bleiben. 

AH: Was passiert mit dem 2019 gegründeten Verband der Markenvertragshändler VMH, der letztlich nur ein Schattendasein führte?

Burkhard Weller: Der VMH (Verband der Markenhändler) wurde seinerzeit von Matthias Albert und mir zusammen mit einigen anderen Kollegen gegründet, weil wir die Themen rund um die GVO in Brüssel besser vorantreiben wollten. Das ist auch gelungen. Nach der Verabschiedung der GVO war das Ziel erreicht. Dann war ein wenig die Luft raus. Ich freue mich, dass die VMH-Mitglieder einverstanden sind, den VMH mit dem VAD zu verschmelzen.

AH: Wer soll den neuen Verband künftig führen?

Peter Schäfer: Mit Burkhard Weller und Helmut Peter haben wir ein starkes Team, das die Gründung vorantreibt. Ich würde mich freuen, wenn Burkhard als Gründungspräsident und Helmut als Vize zur Verfügung stehen. Die beiden haben mich gefragt, ob ich Schatzmeister werden will, und das mache ich gerne – weil ich von der Idee absolut überzeugt bin. 

Burkhard Weller: Klar ist aber auch: Wir wollen den Verein schnell in jüngere Hände legen. Ich bin über 70. Eigentlich sollte ein Präsident weit jünger sein. Freiwillige werden gesucht! 

AH: Wie sind die bisherigen Reaktionen der Händlerinnen und Händler auf dieses Vorhaben

Helmut Peter: Die bisherigen Reaktionen sind sehr positiv. Ich bekomme viele Anrufe von Kollegen, die lange auf so eine Initiative gewartet haben. Das wird gut, bin ich sicher. 

AH: Konkurrenz oder Koexistenz: Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit dem ZDK?

Helmut Peter: Ich bin in den Prozess zur Trennung von ZDK und ZVK als Präsident des Landesverbands Thüringen eng eingebunden. Für mich ist klar: Der VAD richtet sich nicht gegen den ZDK. Wir wollen die Neuaufstellung mit Thomas Peckruhn unterstützen. Deswegen rechne ich nicht mit Widerstand. Wieso auch? Keine Konkurrenz, sondern Zusammenarbeit, wo immer es sinnvoll ist – das ist unser Ziel.

AH: Welche konkreten Aufgaben soll der Verband künftig übernehmen? Und welche nicht?

Burkhard Weller: Erste Aufgabe ist die direkte Ansprache der Politik und die Sensibilisierung für unsere Themen. Da müssen wir schnell die PS/KW auf die Straße bringen. Und wir müssen bei den Herstellern für eine neue Form der Partnerschaft werben. Wenn erforderlich, auch mit klaren Ansagen. Was wir nicht machen werden, ist, uns in die Arbeit der Fabrikatsverbände einmischen. Die machen alle einen guten Job. Wir werden uns gut ergänzen, da bin ich sicher. Die Fabrikatsverbände haben ihrem klaren Fokus auf ihre Marke, unser Job ist es, die übergreifende Perspektive einzunehmen. Dem entspricht, dass immer mehr Händler mehr als nur eine Marke betreuen. 

AH: Wird die Teilung der Vertretung nicht zu einer Schwächung der Lobbyarbeit führen?

Peter Schäfer: Na ja, festzuhalten ist: Die Vertretung des Kfz-Gewerbes ist gerade dabei, geteilt zu werden – und zwar von einigen Akteuren im Bundesinnungsverband des Kfz-Handwerks, nicht von uns. Das war der Auslöser der Krise. Mich persönlich enttäuscht das sehr. Umso wichtiger, dass wir Händler uns organisieren. Da künftig und traditionell vom ZVK im Schwerpunkt Handwerksinteressen vertreten werden, ist es der logische Schritt einen starken Handelsverband aufzubauen. Beide Interessenslagen sollten dann idealerweise in einem starken, neu aufgestellten ZDK vertreten werden.

AH: Wird Dr. Kurt-Christian Scheel, als ehemaliger ZDK-Hauptgeschäftsführer, der neue VAD-Geschäftsführer?

Burkhard Weller: Kurt-Christian Scheel unterstützt uns professionell bei der Vereinsgründung und macht einen tollen Job. Wir würden uns sehr freuen, wenn er bereit wäre, die Geschäftsführung zu übernehmen. 

AH: Was sind die nächsten Schritte, um den Verband entsprechen aufzustellen?

Helmut Peter: Wir werden die Sommerpause nutzen, um möglichst vielen Interessenten anzusprechen. Am 18. September werden wir die Gründungsversammlung in Münster durchführen. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen!

AH: Wie viele Mitglieder wollen Sie in diesem Jahr mit welchen Maßnahmen gewinnen?

Peter Schäfer: Wir zielen darauf ab, in diesem Jahr auf eine dreistellige Mitgliederzahl zu kommen. Aber klar: Die Branche in Deutschland ist viel größer. Zielbild ist ein Organisationsgrad von über 80 Prozent des Fahrzeugabsatzes. Aber klar: Das geht nicht von heute auf morgen.

Burkhard Weller: Die Segel sind gesetzt. Jetzt brauchen wir das Engagement und das Herzblut der Kollegen. Wir Autohändler dürfen in Berlin und Brüssel nicht mehr "Unter ferner liefen" auftauchen. Alle sind eingeladen, mitzumachen.


5. AUTOHAUS Sommerempfang 2025


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