Der US-Elektroauto-Hersteller Lucid ist bislang wenig bekannt in Deutschland. Das könnte sich jetzt ändern. Ein Auto des Unternehmens hat mit nur einer Ladung 1205 Kilometer zurückgelegt - und damit einen neuen Rekord aufgestellt. Doch Branchenexperten reagieren verhalten.

Ein Elektroauto hat nach Herstellerangaben eine Fahrtstrecke von 1205 Kilometern mit nur einer Stromladung geschafft und sich damit einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde gesichert. Der US-Hersteller Lucid teilte mit, dass eins seiner Autos eine Strecke von Sankt Moritz in der Schweiz über Österreich bis nach München am vergangenen Wochenende bewältigt habe.

Auf der Strecke ging es viel bergab, Sankt Moritz liegt etwa 1800 Meter und München circa 500 Meter über dem Meeresspiegel. Der tiefste Punkt der Fahrt war am Bodensee mit knapp 400 Metern über dem Meeresspiegel, danach ging es den Angaben zufolge bergauf bis zum Arlbergtunnel auf mehr als 1200 Metern - und dann wieder hinunter. Das Guinness Buch der Rekorde bestätigte den Höchstwert in der Kategorie.

"Wir setzen neue Maßstäbe in der Elektromobilität", sagte Lucid-Chefingenieur Eric Bach. Der bislang gültige Guinness-Buch-Höchstwert von 1045 Kilometern, den ein Mercedes-Stromer erst im Juni in Japan erreicht hatte, wurde mit der Lucid-Fahrt deutlich übertroffen.

Im Alltag von Fahrerinnen und Fahrern dürfte die Reichweite allerdings deutlich niedriger sein als auf der Rekordfahrt. Auf dem Messstand bringt es das Modell Lucid Air Grand Touring mit seinen 831 PS den Angaben zufolge auf 960 Kilometer, in der Nutzerrealität dürften die Fahrstrecken noch niedriger sein.

Lucid ist bislang wenig bekannt in Deutschland, hierzulande waren im April laut Kraftfahrtbundesamt nur etwas mehr als 500 Elektroautos des US-Herstellers zugelassen. Der Anteil an den 1,7 Millionen Elektroautos in Deutschland ist verschwindend gering. Die Autos von Lucid sind teuer, der Listenpreis für einen Air Grand Touring beginnt bei 129.900 Euro und hat eine Batteriekapazität von 118 kWh (brutto).

Branchenexperten reagierten verhalten auf den Rekordwert. "Das Reichweiten-Rennen geht weiter, obwohl eine hohe Reichweite an Bedeutung verliert", sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Das Ladesäulen-Netz in Deutschland werde inklusive Schnelllade-Möglichkeiten immer besser und eine sehr hohe Reichweite sei nicht nötig. Zum einen mache man nur wenige Langstrecken-Fahrten und zum anderen ohnehin alle zwei bis drei Stunden eine Pause, in der man gut aufladen könne.

Auch mit Blick auf die Strecke, auf der das Lucid-Auto viel nach unten gerollt sei, sprach Bratzel von einer Marketingaktion mit begrenzter Aussagekraft. Er räumte aber ein: "In den Köpfen vieler Kundinnen und Kunden ist das Reichweiten-Thema noch drin." Vielleicht trage so eine Marketingaktion dazu bei, dass sich Verbrauchersorgen wegen angeblich zu geringer Reichweite abschwächten - und zwar in Bezug auf Elektroautos generell.

Ferdinand Dudenhöffer vom Bochumer Center Automotive Research (CAR) wies darauf hin, dass sich die Reichweiten von neuen Elektroautos in den vergangenen drei, vier Jahren stark verbessert hätten und nicht mehr allzu weit entfernt seien von der Reichweite eines Diesel-Autos. Hinzu komme, dass die Ladezeiten immer kürzer werden. Daher verliere der Reichweiten-Aspekt als Verkaufsargument an Relevanz.

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