Sie nannten ihn zuletzt unisono "Sepp". Ob im Auto-Gewerbe oder in der hohen Politik. Und alle wissen bis heute, wenn der Name "Sepp" fällt, dass da die Institution, die Marke Komm.-Rat Ing. Josef Schirack aus St. Pölten gemeint ist. Und das mit tiefem Respekt. Da steckt noch mehr dahinter: Lass mal, der "Sepp" macht das, der kann das. Für uns! Er war aufgrund seiner liebenswürdigen, stilvollen Ader immer und für jeden ansprechbar. 50 aktive Jahre brachte er im Ehrenamt in verschiedensten und mehreren Ämtern auf die Waage. Sie wurden aus guten Gründen u.a. mit dem "Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" belobigt.

Der ehrenamtliche Start 

Auf 1970 datiert der Start in seine zweite, die ehrenamtliche Aufgabenwelt. Und das mit 32 Jahren. Zunächst bei der Wirtschaftskammer in Niederösterreich. Daneben bildete die Autohändler-Ära lange seine eigentliche Alltagsaufgabe. Als Ing. und Werkstattbetreiber konnte Josef Schirak über technische Themen bis zuletzt aus unmittelbarer Vor-Ort-Erfahrung mitreden. Sein kaufmännisches und verkäuferisches Talent entfaltete er parallel als erfolgreicher Automobilhändler. Die "Autohaus-Achse" bewirtschaften heute seine Söhne Werner und Wolfgang sowie seine Enkel Florian und Theresa. Nun in dritter Generation. "Sepp" brachte also eine glückliche Verbindung von Theorie und Praxis und ein starkes, abdeckendes familiäres Rückgrat für das Ehrenamt wie für sein ganzes politisches Wirken mit. Welch ein Segen!

Schiraks Glanzepoche 

Seine "Hoch-Zeit" gestaltete Josef Schirak von 1990 bis 1997 als Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels. Er folgte im Amte dem Niederösterreicher Komm.-Rat Karl Basch und dem Oberösterreicher Dipl.-Ing. Dr. Eduard Leischko, die ihrerseits schon eigene Zeichen zu setzen wussten. "Sepp" hatte in der Ära seines wichtigsten Amtes in Helmuth H. Lederer, dem Eurotax-Schwacke-Inhaber, einen kongenialen Förderer und Ideengeber zukunftsgerichteter Handelspolitik. Man denke an die einmaligen, legendären Neujahrsempfänge mit stets höchster politischer Besetzung. Es sei an dieser Stelle zugleich an die großartige Einzelhandelsvorsitzende Komm.-Rätin Leopoldine Schwandl sowie den späteren Nachfolger Komm.-Rat Heinz Havelka erinnert, der bei dieser hochpolitischen Veranstaltung 2005 zusammenbrach. "Sepp" fungierte dann ab 1997 bis 2007 als Obmann-Stellvertreter sowie als Vorsitzender des Einzelhandelsausschusses des Bundesgremiums.

So traten die Schiraks zu automobilen Anlässen immer wieder auf. Drei Generationen unter einem Dach. Welche Seltenheit! Hier nach einem Treffen in St. Pölten. Sohn Werner Schirak (re.), Prof. Hannes Brachat, Komm.-Rat Ing. Josef Schirak und Enkel Florian. © Foto: Werner Schirak

Schiraks verbandspolitisches Programm

Meilensteine seines Wirkens bildeten das Thema Kfz-Besteuerung, Stichwort Normverbrauchsabgabe und deren Novellen, die laufenden technischen Vorschriften für das Kfz. Kanzler Dr. Wolfgang Schüssel legte er – da steckte das Thema Umweltschutz noch in den Startlöchern – eine "freiwillige Vereinbarung zur Altautoverwertung" des Auto-Gewerbes vor. Weitere Taten: die Dieselresolution, den virtuellen Fahrzeugvertrieb der Zukunft oder die Stellungnahmen der BWB (Bundes-Wettbewerbs-Behörde), Stichwort legendäres Peugeot-Urteil. Das brachte gar Wandlungen für das gesamte europäische Autogewerbe mit sich.

Internationale Dimensionen 

"Sepp" hat über die Jahre ein Netzwerk aufgebaut, über das er mit seiner besonderen Kompetenz in hohem Masse Vertrauen gewann. Als ich ZDK-Ehrenpräsident Jürgen Karpinski dieser Tage die Todesnachricht übermittelte, waren dessen Worte: "Ich habe mit ihm 13 Jahre beim jährlichen Vier-Ländertreffen mit dem ZDK hervorragend zusammengearbeitet, ein Gentleman, ein wahrer Branchenfreund. Er hat sowohl die jeweilige GVO-Strecke als auch die Harmonisierung von EU-Händlerverträgen bei diesen Anlässen vorgetragen. Und das mit europaweitem Echo. Ich erinnere u.a. an das Peugeot-Urteil in Wien." Sein Mitwirken im CECRA, dem europäischen Händlerverband sei erwähnt. Auch durch die aktive Begleitung durch Dr. Kurt Oberwallner und Mag. Wychera. Das sei die internationale Branchen-Blende von Josef Schirak. 

Die Verbindung Handel und Handwerk 

Auch mit der Bundesinnung, voran mit Komm.-Rat Alois Edelsbrunner aus Graz, zog Josef Schirak beherzt und einig an einem Strang. Er war grundsätzlich der gemeinsame Schulterschluss der Branche gegenüber der Politik ein großes Anliegen. Das muss aber einer, besser ein ganzes Team politisch auch einträchtig gestalten! Heute wirkt als Bundesgremialobmann für den Fahrzeughandel Alois Sohn, Komm.-Rat Klaus Edelsbrunner. 

Weiteres Netzwerk: Automobilimporteure 

Josef Schirak lag – als politisch Hochbegabter – ebenso an der Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis der Automobilimporteure und deren Vorsitzenden Fritz Jonak, Martin Pfunder und Peter Leißing. Sämtliche, bislang aufgeführte Persönlichkeiten durfte ich alle persönlich erleben. Sie einte das gemeinsame Ziel, am Markt erfolgreich zu wirken. Und einige von ihnen fungierten über eine längere Zeit in ihren Ämtern. Gute Kontinuität! Man kannte, verstand sich und ließ die Kirche im Dorf. Da gab es neben der wirtschaftlichen Vernunft auch viel Herzenssprache. 

Josef Schirak hatte bei allen Aspekten immer den Mut, auch Grenzen abzustecken und die Leitplanken offen aufzuzeigen. Lassen wir „Sepp“ den Mutigen direkt sprechen, was er 2014 vor historischer Kulisse in der Wiener Hofburg bei einer Veranstaltung, die Gerhard Lustig, Herausgeber von Lederers Medienwelt veranstaltete. Österreichs Autohändler schrieben 2014 eine Umsatzrendite von 1,1 Prozent. Josef Schirak: "Die Importeure hungern ihre Händler aus! Die gegebene Rendite ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. 90 Prozent der Rechte sind laut Händler-Vertrag auf Seiten der Importeure. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb die Standards nicht die Betriebsgröße berücksichtigen. Die Importeure machen aus den Standards Profit-Centers und verdienen an jedem Stuhl und jeder Fliese mit. Mit neuen Sitzgarnituren und neuen Fußböden verkaufen wir aber nicht ein einziges Auto mehr. Wundert es einen, dass vielen Unternehmer unter diesen Bedingungen die Begeisterung fürs Geschäft ausgeht? Einige wollen aussteigen. Sie können das gar nicht, weil kein neuer einsteigt. Sie wurschteln eben in Sandwichlage weiter. Echtes, freies Unternehmertum sieht anders aus." 

Adliges Finale 

Wir haben Josef Schirak zu seinem 80. Geburtstag ob all seiner so reichlichen Dienste und Verdienste und seines stets menschlich so großartigen Wirkens zum "Sir" erhoben. Er war für mich in der österreichischen Nachkriegsgeschichte der prägendste und wirkungsvollste Vertreter der Fahrzeugbranche in der Alpenrepublik. Josef Schirak, er statuierte für die gesamte Branche ein großes Exemplum guten Glücks! 

Sie gestatten mir noch eine persönliche Anmerkung. Ich muss mich heute von ihm und damit von einer weiteren einmaligen, gewachsenen Branchenfreundschaft verabschieden. Da tauchen in der Rückspiegelbetrachtung einige gemeinsame Stationen auf. Beispielhaft: Er zeigte und erläuterte mir in seiner geliebten Kultur-Heimatstadt St. Pölten den barockprächtigen Dom. Ich werde nie seine Anmerkungen zu der dort so üppigen Barock-Kanzel der "frohen Botschaft" vergessen. So habe ich seine Gedanken in Erinnerung: "Wir sind alle Teil einer großen Gemeinschaft." Man muss da die Verschiedenheit gelten lassen. Und ich habe Freude, an der Einheit in der Vielheit mitzuwirken! Das war sein Grundmotiv zur guten Tat. Wie viele Brücken, eben auch menschliche Brücken hat er für uns alle gebaut? Wie viele Entscheidungen hat er in den 50 Jahren seines ehrenamtlichen Wirkens für uns alle getroffen? Wie groß waren all seine Anstrengungen, immer wieder den offenen Dialog zu suchen? Welches Durchhaltevermögen, welch ein Kraftakt! Wir haben alle in ihm darin ein großes, bleibendes Vorbild! 

Ich habe ihn an Pfingsten, am Fest des Geistes, versucht telefonisch zu erreichen. Anrufbeantworter! Er sollte auf meine Ansage nicht mehr antworten. Josef wird mir auch über all seine handgeschriebenen Briefe, vor allem zu Weihnachten, im Herzen verbunden bleiben. Dankbar, mit größtem Respekt und tiefer Verneigung! Josef Schirak, "unser aller Sepp", hat auch seinen beschwerlichen Weg der Krankheit mit der ihm eigenen Kraft tapfer durchlebt und durchlitten. 

Die Beisetzungsfeierlichkeit findet am 9. Juli 2025 um 14 Uhr in der Stiftskirche Herzogenburg statt. Die Beisetzung erfolgt im engsten Familienkreis. Unsere Gedanken gehören ihm und seiner Familie. 

Dein Hannes (Brachat)
Herausgeber AUTOHAUS (1993 – 2023)

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