Fünf elektrische Luxus-SUV - mal nicht aus China
Zuletzt kam die elektrische SUV-Welle meist aus dem Fernen Osten nach Europa geschwappt und selbst in der Oberklasse haben die Chinesen den Ton angegeben. Doch auch im Westen gibt es für Besserverdiener mit dem Bedürfnis nach Platz und Prestige einiges Neues. Fünf Beispiele.
Sie haben den Markt überschwemmt mit elektrischen Allerweltsautos, mit futuristischen Crossovern und billigen Kleinwagen. Doch zumindest aus der Oberklasse haben sich die Chinesen lange Zeit höflich herausgehalten, vor allem bei den SUV. Bis plötzlich Autos wie der Yangwang U8 oder der M Hero! selbst vermeintlich unangreifbare Geländewagen wie die Mercedes G-Klasse ins Visier genommen haben und Zeeker auf der Motorshow in Shanghai mit dem 9X gerade den Rolls-Royce Cullinan buchstäblich in den Schatten gestellt hat.
Doch die alte Autowelt gibt die Bühne noch nicht frei, sondern buhlt jetzt mit einer Reihe ebenso prominenter wie potenter und bisweilen auch protziger Neuheiten wieder um reichlich Aufmerksamkeit: "Neues aus dem Westen" lautet das Motto, mit dem sie jetzt auf Boulevard und Buckelpiste durchstarten und die Besserverdiener bei der Stange halten sollen. Die Zielgruppen sind unterschiedlich und die Konzepte auch. Doch eines eint sie alle - sie fahren ausschließlich elektrisch. Fünf Beispiele
Lucid Gravity: Die Wiederentdeckung der Mercedes R-Klasse mit anderen Mitteln
Sie sprechen zwar konsequent von einem SUV, doch mit seiner ungewöhnlich flachen Silhouette, dem eher dynamischen als rustikalen Auftritt und vor allem mit seiner geräumigen Kabine ginge der neue Lucid Gravity auch als Van durch - und erinnert so ein wenig an die selige Mercedes R-Klasse, die ihrer Zeit einfach ein paar Jahre voraus war.
Wenn deren elektrische Neuinterpretation im Sommer zu Preisen ab etwa 100.000 Euro aus Amerika zu uns kommt, gibt es bei 5,03 Metern Länge und gut 3 Metern Radstand Platz für drei Sitzreihen und jede Menge Stauraum: In den Frunk passen imposante über 200 und in den Kofferraum im besten Fall über 3000 Liter.
Beim Antrieb dagegen macht der Gravity eher auf Sportwagen, denn auf SUV und kommt mit zwei Motoren von bis zu 828 PS. Mit einem maximalen Drehmoment von über 1100 Nm beschleunigt der 2,8 Tonnen schwere Wagen in 3,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und fährt der Konkurrenz mit bis zu 270 km/h vergleichsweise mühelos davon. Die Energie dafür liefert ein Akku, der bis zu 123 kWh leistet und so mehr als 700 Kilometer Reichweite ermöglichen soll. Weil er mit einer Spannung von 900 Volt läuft, kann der Lucid mit bis zu 400 kW laden und so den Strom für 300 Kilometer in weniger als zehn Minuten ziehen. Auch im Stand ist er damit schneller als die Konkurrenz - und hat als einziger das Zeug, den chinesischen Schnellladern Paroli zu bieten.
Porsche Cayenne: Elektrische Pfeffermühle
Mit dem Macan hatten sie einen holprigen Start, doch beim Cayenne soll alles glattlaufen: Noch in diesem Jahr will Porsche sein wichtigstes Modell auf E-Antrieb umstellen und Anfang 2026 damit in den Verkauf gehen. Wie sein kleiner Bruder nutzt er eine neue 800-Volt-Architektur und soll deshalb mit deutlich über 300 kW laden können. Weil die Akkus größer werden, dürften Reichweiten von 600 Kilometern und mehr möglich sein und wie es sich für die Modellhierarchie gehört, legt Porsche auch bei der Leistung noch mal nach und könnte so knapp am Vierstelligen kratzen. Die Preise dagegen dürften noch zwei Stellen mehr bekommen und deutlich jenseits der 100.000 Euro beginnen.
Einen Fehler werden sie in Zuffenhausen aber nicht mehr machen: Weil die elektrische Euphorie merklich abgekühlt hat und weil sie bei ihrer Cashcow kein Risiko eingehen können und wollen, bleibt der bisherige Cayenne als Benziner und Hybrid weiter im Programm.
Range Rover wird zum Leisetreter
Es hat zwar etwas gedauert, doch bald bringt auch Land Rover sein erstes reines E-Modell und steigt damit ganz oben ein. Denn ausgerechnet der edle Range Rover fährt künftig elektrisch - und wird so zum ultimativen Leisetreter. Zum Jahreswechsel gibt es dafür bei nahezu unverändertem Design zwei E-Motoren mit zusammen 550 PS und 850 Nm sowie einen 800-Volt-Akku mit 117 kWh nutzbarer Kapazität in Aussicht gestellt. Der soll für "sehr deutlich mehr als 500 Kilometer" reichen. Danach wird mit 22 kW am Wechsel- und bis zu 350 kW am Gleichstrom geladen, so die Briten weiter.
Weil der Akku-Antrieb in der bestehenden Verbrenner-Plattform integriert wird, soll es im Gelände keine Kompromisse geben: Wichtige Eckdaten wie Rampen- oder Böschungswinkel, Steigfähigkeit oder Watttiefe seien deshalb nahezu identisch. Auf der Straße dagegen werde der elektrische Range Rover noch besser beschleunigen als die meisten Verbrenner und angesichts des leisen Antriebs und der zusätzlichen Steifigkeit durch die Batterie im Boden komfortabler und gelassener wirken.
Flüsterleise, mühelos und souverän - auch mit E-Antrieb bleibt sich der Range Rover treu, versprechen die Briten. Das gilt wohl aber auch für die Preise, die deshalb satt sechsstellig werden dürften. Schließlich steht schon das Einstiegsmodell mit V6-Motor mit 140.200 Euro in der Liste.
Volvo EX90 geht unter die Elektriker
Bislang hat sich Volvo bei der Elektrifizierung nur in den unteren Segmenten bewegt. Doch jetzt proben die Schweden den Aufstieg ins Oberhaus der Akku-Autos und bringen dafür den EX90 an den Start. Für Preise ab 83.700 Euro gibt es einen nüchtern und kühl gezeichneten Koloss von 5,04 Metern, der im Gegensatz zu den allermeisten Konkurrenten sowie seinem Schwestermodell Polestar3 die Option auf eine dritte Sitzreihe bietet. Wird die nicht genutzt, stehen im besten Fall knapp 2000 Liter Kofferraum zur Verfügung. Dazu gibt es - ebenfalls rar in dieser Klasse - einen Frunk im Bug.
Den Antrieb übernimmt im Basismodell ein Heckmotor mit 279 PS. Er ermöglicht bis zu 160 km/h und kommt mit seinem 104-kWh-Akku 580 Norm-Kilometer weit. Für mindestens 91.700 Euro baut Volvo auch zwei Motoren ein, steigert die Leistung auf bis zu 517 PS, ermöglicht 180 km/h und kompensiert den Mehrverbrauch mit einem 111-kWh-Akku. Danach lädt der EX90 mit bis zu 250 kW und kann den Strom etwa zu Hause auch wieder abgeben.
Wer sich sattgesehen hat an der Vielzahl der SUV-Silhouetten, für den gibt es übrigens bald eine Alternative aus dem hohen Norden: Im Herbst bauen die Schweden auf der gleichen Plattform ihre elektrische Oberklasse-Limousine ES90.
Mercedes GLC: Mit dem Zweiten fährt man besser
Der Mercedes EQC war ein Elektroauto wider Willen und entsprechend schlecht gemacht. Deshalb weint dem ersten dezidierten Elektroauto aus Stuttgart auch keiner eine Träne hinterher. Erst recht, wenn jetzt bald als Nachfolger nach dann rund zwei Jahren Pause der GLC mit EQ-Technologie ins Rennen geht.
Damit die Kunden bei Fahrleistungen und Nutzbarkeit im E-Modell keine Abstriche machen müssen, haben die Schwaben die Erfahrungen mit dem neuen CLA nicht nur auf das nächste Level gehoben. Sondern sie haben den GLC um rund zehn Zentimeter auf etwa 4,85 Meter gestreckt. Das schafft innen mehr Platz für Kind und Kegel sowie einen großen Frunk und im Boden für einen soliden Akku. Der fasst bis zu 94,5 kWh und soll für mehr als 650 Kilometer reichen. Weil die Batterie mit 800 Volt arbeitet, versprechen die Entwickler zudem Ladeleistungen von über 320 kW, sodass 15 Minuten an der Steckdose für 400 weitere Kilometer reichen sollen.
Geplant sind je nach Modellvariante ein oder zwei Motoren, von denen der hintere für schnelle Sprints und hohe Endgeschwindigkeiten mit einem zweistufigen Getriebe gekoppelt wird. In der stärksten Ausbaustufe diesseits von AMG sollen dann fast 500 PS geboten werden.
Zwar hat der neue GLC das Zeug zum bislang besten Elektroauto von Mercedes. Doch so ganz trauen die Schwaben dem Frieden offenbar nicht: Der aktuelle, gerade mal drei Jahre alte GLC mit Verbrennern bleibt davon unbenommen im Programm.
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